Liebe Shopbetreiber, die entspannte Unterhaltung mit einer ehemaligen Amazon-Mitarbeiterin hat bei mir mal wieder wertvollen Input zum Thema Backend-Prozesse und zwei Erkenntnisse geliefert: Jede Medaille hat zwei Seiten und Zalando hat doch Recht.
Da legt die Sau das Ei.
In meinen vielen Workshops zur Konzeption von Online-Shops geht doch immer sehr viel Zeit für die Abstimmung von Backend-Anforderungen und Schnittstellenthemen drauf. Lieblingsdiskussionsthemen sind Sonderfälle und eher seltene Ausnahmefälle. Shopbetreiber berichten außerdem stolz von automatischen Tools zur Kalkulation von Preisen und dem Abgleich von verschiedenen Systemen.
Teilweise werden sehr starre und aufwändige Systeme und Schnittstellen programmiert, die den Alltag vermeidlich einfacher und effizienter machen sollen. Viel Zeit und Geld verschwinden so im Backend der Shops. Im Frontend ist die Ideenvielfalt dafür eher gering und das Budget hält sich in Grenzen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Projektbudgets eher nach hinten verschwindet und für den User nicht sichtbar sind.
Anders wohl bei Amazon. Hier wird tatsächlich noch viel mit Excel-Tabellen und Access-Dateien rumgeschoben, kalkuliert und wieder hochgeladen. Flexibel will man sein, anpassungsfähig und reaktionsstark. Einleuchtend, wenn man den E-Commerce-Markt beobachtet. Wohl selten bewegen sich die Rahmenbedingungen so schnell wie in unserer Branche. So ist nun auch endlich klar, dass Zalando auf der richtigen Spur ist. Belächelt wurde das hemdsärmelige Arbeiten mit über 1.000 Mitarbeitern. Den gleichen E-Commerce Umsatz hat sogar die alte Quelle mit nur einem Zehntel der Mitarbeiter hinbekommen. Dabei hat sich Quelle allerdings auf extrem starre Systeme verlassen, die letztendlich aber auch zur Last wurden.
Natürlich muss das Backend mit allen Prozessen funktionieren und ein effizientes Arbeiten möglich sein. Nicht alles muss aber automatisiert werden. Nicht jeder Prozess muss in einer eierlegende Wollmilchsau eingebaut werden. Als Manager stehen uns weit mehr Tools zur Verfügung, die viele Funktionen bereits perfekt abbilden. Back to Excel.
Sehr wohl sollte überlegt werden in was investiert wird, ob sich die Investition lohnt und was der Kunde eigentlich davon hat. Effizienz und trotzdem Flexibilität ist gefragt und muss immer abgewogen werden. Wer hätte gedacht, dass hinter Amazon ganz viel manuell passiert.
Über den Autor
Johannes Altmann ist Gründer und Geschäftsführer der Shoplupe GmbH. Er berät mit seinem Team Online-Shops wie Herrenausstatter.de. Dallmayr, Neckermann oder Strenesse. Johannes Altmann ist Dozent an der Akademie des Deutschen Buchhandels und Initiator der Branchenauszeichnung “Usability Award“. Laut exciting commerce ist Johannes Altmann Deutschlands bester Shopberater.
Sehr richtig. Die Vollautomatisierung des Shops scheitert doch schon daran, daß viele Kunden nicht mal ihre Adresse und Email richtig eingegeben können – hier muß schon vieles manuell nachgebessert werden, damit eine postalische Zustellung Erfolg und eine Email ankommen kann. Und das trotz aller Kontrollfeatures in der Eingabemaske.
Moment mal: Nicht alles zu automatisieren heißt noch lange nicht “back to excel”.
So toll Excel auch ist – es ist einer größten Produktivitätskiller überhaupt. Weil es viele Unternehmen nach der hemdsärmeligen Startphase nur mit immensem Aufwand schaffen auf geeignete (!) Tools umzusteigen.
Excel ist nicht wirklich teamfähig – jeder MA macht sich seine Auswertungen “mal eben” selbst. Häufig funktioniert das auch – aber kein anderer MA weiß wie…
Ein Extrembeispiel haben wir neulich erlebt. Als der Insolvenzverwalter sich die Zentrale anschaute, fand er alle wesentlichen Unternehemensprozesse ausschließlich durch Excel gesteuert – bei Schlecker.
Interessantes Statement, wenn auch sehr allgemein. Eine Lösung für viele Shopbetreiber ist die Nutzung von Salesforce. Hier lassen sich verschiedenste Tools auf einer komplett ineinander integreirten Oberfläche managen. CMS in der Cloud, Tracking im CRM, Support und Cases automatisiert an Agents und direkte Integration von Social Web Conversations ins CRM. Mehr geht nicht. Alles in der Cloud von überall nutzbar.
Backoffice und dann lokal Excel und Access Dateien umherschubsen. Achtung, die 90ziger haben angerufen, die wollen ihre Arbeitsabläufe zurückhaben.
Wer sein Backoffice von Anfang an offen und sauber entwickelt hat ein Höchstmaß an Flexibilität und kann sein Budget für den Store nutzen.
Excel Tabellen oder Access Datenbanken sind dermaßen unqualifiziert und ungeeignet. Schlimm schon wenn lokale CRM Systeme eingesetzt werden müssen oder solche Plagen wie Excel dafür verwendet werden. Willkommen in 2012. ECM Lösungen sind der Weg den auch kleine Anbieter gehen können.
Die schnellen Fressen die Großen. Egal wie Flexibilität erreicht wird, so lange das Schnelligkeit und Wendigkeit bedeutet, gewinnt der Shopbetreiber.
@Andreas – schöner hätte ich es nicht sagen können. 😀 Ich weiss, dass bei vielen Händlern zB auch im Bereich der Produktempfehlungen per Mail viel Hand angelegt wird, weil ein Algorithmus zwar viel kann, aber nie perfekt sein wird. Jemand der eine Waschmaschine gekauft hat, kauft sich das nächste Jahr sicher keine weitere, jemand der ein Buch von Autor X gekauft hat, aber bestimmt gern dessen neues Werk, und jemand der Interesse an einer bestimmten Fernsehserie hat, hat eventuell Interesse an einer Neuerscheinung aus den USA, die hierzulande noch keiner kennt. Der Mix macht’s!
Na dann bin ich mal gespannt welcher Schnelle jetzt ganz flott amazon frisst… Ich liebe Allgemeinplätze!
Flexibilität ? Da ist Amazon recht gut
Nachdem Tod von Michael Jakson hatte Amazon innerhalb 2 Stunden einen MP3 shop online. Die meiste Unternehmer kriegen es nicht hin innerhalb von 2 Stunden Einladungen zu verschicken für einen Sammlung. Mit oder ohne Excel.
Es dreht sich in erste Linie um den Mentalität.
Den Technik ist völlig unwichtig
Jan
Ein Holländer in Deutschland